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Ach Opa ...

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22. Oktober 2022Patrick N.

Besuche bei Opa im Altenheim sind immer anstrengend. Neulich schwelgte er wieder in längst vergangenen Zeiten und erzählte von seinen Tagen als Volleyballer damals in der Landesliga. Und wie er die späteren großen Bundesliga-Stars des Karlsruher SSC einst besiegt hatte, als sie noch klein und unbekannt waren. Es soll eines dieser Samstagspiele gewesen sein.

Die aufstrebenden Profis auf der einen Seite, seit Ihrer Wiege auf die zukünftige Karriere getrimmt. Und Opa mit seiner Halbinvaliden-Mannschaft auf der anderen, von ständigen Krankheiten und Beschwerden geplagte Veteranen, deren Altersdurchschnitt immer noch über dem zusammengezählten Alter der Gegner lag. "Aber Erfahrung sei einfach wichtiger als Technik." Ein typischer Opa-Spruch eben. "Im Spiel hätte sich dann vieles gezeigt." Was genau, sagt Opa nicht.

Wie im Delirium faselt er stattdessen von trotz Thorax-Versagen traumhaft gestellten Bällen eines Josh, von Schulter-Arthrose begleiteten Höhenflügen eines Max und von Migräne-geplagten Diagonalangriffen eines Jakob. Nur die damals Neuen im Kader waren wohl noch nicht verschlissen und hätten ohne Jammern geliefert. "Aber der SSC ...", hat Opa seinen Faden wiedergefunden und gerät ins Schwärmen. Der habe ein Feuerwerk aus quickfidelen Hechtsprüngen, graziösen Technik-Demonstrationen und anmutigen Angriffseinlagen abgefackelt. Sei alles wirkungslos verpufft und habe wegen der viel zu wackeligen Annahme nie eine ernsthafte Gestalt annehmen können, aber schon damals habe er die später in der Bundesliga auftretenden Qualitäten zu erkennen gewusst, behauptet Opa mit selten festem Blick.

Er habe quasi mitgeholfen, solche international bekannten Spieler-Diamanten wie „Vlad der Drache“ oder „Die fliegende 2“ oder „Der so schön stellt und auch ab-und-zu angreift“ überhaupt erst zu dem zu machen, was sie dann geworden sind. Hätten Sie damals jenen psychisch belastenden Charaktertest durch mentale Überwältigung nicht erdulden müssen, wer weiß ob sie es je zu etwas gebracht hätten. Klassischer Fall von Geschichtsverdrehung also bei Opa.

Ich müsse jetzt los. Interessiert Opa nicht, denn er träumt schon wieder von den restlichen Spielen seiner Jugend. Wie er sich am PSK gerecht hätte. Und im Frühjahr 23 die Tabellenspitze erklommen hätte. Höre ich mir vielleicht beim nächsten Mal an. Vielleicht.